• 12. bis 13. Juli 2010

  • Die Heimfahrt



  • In Chandigarh kamen wir am Montag Abend um 23.00 Uhr an. Da ich mich in die Stühle des Designers Pierre Jeanneret (der Cousin von Le Corbusier und mit ihm an der Planung von Chandigarh beteiligt) verliebt hatte, mussten Johannes und ich mit über 60 Kilo Gepäck reisen. Das bedurfte einer intelligenten Packweise, da nur 20 Kilo pro Person erlaubt sind und dann noch Handgepäck bis zu 10 Kilo. Also sollten die restlichen Kilos am besten gar nicht erst auffallen. So ging es wieder hektisch zu und es blieb nicht viel Zeit für Schlaf. So stressig wie meine Vorbereitungen zu dieser Reise gewesen waren,wurde es allerdings nicht.

    Von Margret und ihrer Familie verabschiedeten wir uns am Dienstag Morgen. Sie stellten sich alle auf der Strasse auf und winkten unserem davonfahrenden Taxi hinterher. Schon ein trauriger Moment.

    Da die indische Bahn einen neuen Fahrplan hatte, war beim Kauf des Tickets noch nicht klar, wann genau der Zug abfahren sollte. So fuhren wir auf Verdacht zum Bahnhof und mussten dort 1 ½ Stunden warten. Dann erwischten wir leider einen Bummelzug, der 6 Stunden brauchte. In Delhi angekommen, war der Plan eigentlich einen Gepäckwalla zu bezahlen, um nicht alles selber zu schleppen. Auf dem Bahnsteig war aber so ein Gedränge, Geschupse und Geschreie und uns versuchten mindestens sechs Wallas gleichzeitig abzuzocken, so dass es uns einfacher erschien, alles selber zu tragen. Johannes nahm neben seinem Gepäck noch 3 Stühle auf den Kopf und wir liessen uns im Gedränge vorwärts schieben. Da kamen selbst die Walllas ins Staunen. An dieser Stelle "Danke Johannes" für die ganze Schlepperei.

    Außerhalb des Bahnhofes nahmen wir das erstbeste Restaurant, das sich dann auch als echt schlecht herausstellte. So war unsere Stimmung nicht die beste. Während Johannes im Straßenrestaurant auf das Gepäck aufpasste, versuchte ich eine Rikscha zu einem vernünftigen Preis aufzutreiben. Danach versuchte es Johannes noch einmal und konnte den Preis tatsächlich noch 10 Rupien herunterhandeln. Inzwischen hatte sich der Himmel zusammengezogen und als wir unser Gepäck in der Rikscha verstauten, begann es zu regnen. Als wir losfuhren, waren wir schon nass. Johannes versuchte die linke Seite der Rikscha mit seinem Regenschirm vor dem eindringenden Regen zu schützen, rechts war ich ein bisschen von unserem Gepäck geschützt. Aber es half alles nichts. Der Wind peitschte die Regenwand in alle Richtungen. Nach 10 Minuten schwappten die Wellen über den Bordstein und drohten die Rikscha zu überfluten. Mitten am Tag war es dunkel geworden. Die Scheinwerfer der Autos erleuchteten den Regen. Die Motorradfahrer lachten klatschnass in den Regen. Ich sah Obdachlose im Regen tanzen und einen Mann in der Tür eines Busses duschen. Woher er die Seife hatte, weis ich nicht. Es war ein schöner Anblick. Ich dachte ja noch, dass ich bald im trockenen Flughafen meine Kleider tauschen könnte und dann gemütlich über Nacht nach Hause fliegen würde.

    Am Flughafen angekommen, wollte uns der Türsteher nicht reinlassen. Wir seien zu früh! So gingen wir nach nebenan ins Konsumparadies, dort stellte ich fest, dass das Regencape meines Rucksackes nicht monsungeeignet ist und alle meine Klamotten nass waren. Das Wasser war zum Teil in mehrfach in Plastik eingepackte Klamotten gedrungen. Am meisten machte ich mir Sorgen wegen dem Übergewicht, das jetzt durch die nassen Sachen bestimmt noch gestiegen war. Ich zog mein letztes trockenes Oberteil und eine Hose von Johannes an. Johannes, der inzwischen versuchte seine Schuhe am Handföhn im Männerklo zu trocknen, kam nach ein paar Minuten entäuscht wieder. Ein Polizist hatte ihm Kloverbot erteilt. So saßen wir noch sechs Stunden, erst im Konsumparadies und dann in der Abflugshalle, bis unser Flug um 2:00 Uhr nachts losging. Mit meinem Gepäck hatte ich allerdings ein Riesenglück. Die Frau am Check-in hat nicht mal mit der Wimper gezuckt, als wir jeder 5 Kilo zuviel abgaben und dann noch beide 3 Taschen Handgepäck vorzuweisen hatten. Der Rückflug war ziemlich anstrengend, da wir keine Gelegenheit zum Schlafen hatten und in Moskau noch einmal vier Stunden auf den Anschluss warten mussten. Die Deutsche Bahn, mit ihren maßlos überfüllten Abteilen war dann aber noch der krönende Abschluss und so habe ich mich gleich wieder heimisch gefühlt.

    Inzwischen habe ich mich richtig ausgeschlafen und wieder eingelebt. Die nächsten fünf Wochen werde ich bei meinem Papa verbringen. Am 20. August 2010 geht es mit meiner Mama nach New York und von dort aus ins Auslandssemester nach Nordamerika.

    Ich freue mich sehr über das große Interesse, das ihr meinen Berichten entgegengebracht habt! Vielen Dank an alle, die meine Seite mit soviel Aufmerksamkeit verfolgt haben!

    viele liebe Grüße
    Katharina